Es sind 32 Grad, und meine Kinder und ich haben schon einige Stunden Hitze hinter uns. Die Sonne steht hoch am Himmel und wir haben den größten Teil des Tages damit verbracht, uns möglichst effizient zu bewegen, immer auf der Suche nach dem nächsten Schatten. Jetzt, um 16 Uhr, stehe ich verschwitzt und ein wenig erschöpft in einem Zelt der Caritas Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) in Köln. Es ist der „Tag der Begegnung“ des LVR – ein herrlich sonniger Samstag am Rhein, direkt am Kennedyufer.
Gedanken zur Kassenfinanzierung des Nicht-Invasiven-Praenatalen-Test (NIPT)
Wo liegt es eigentlich, das „Problem“ mit der Kassenfinanzierung des Bluttests auf Trisomie 21 in der Frühschwangerschaft? Handelt es sich dabei nicht um die Möglichkeit, eine selbstbestimmte Entscheidung für oder gegen sein Kind möglichst früh in der Schwangerschaft treffen zu können?
Die Problematik der Kassenfinanzierung liegt wohl eher darin, dass der Bluttest, finanziert von der Solidargemeinschaft, suggeriert, es sei völlig in Ordnung und nicht weiter problematisch, sein Kind aufgrund des Down-Syndroms nicht zu bekommen. Die hier unmittelbar anschließenden ethischen und gesellschaftspolitisch Fragen sind bis dato nicht beantwortet worden. Der Gesetzgeber in Deutschland weigert sich, den Zugang zu den Tests zu regeln und scheut eben vor allem die Debatte jenseits der medizinisch-technischen Bewertung des NIPT. Warum? Wahrscheinlich weil eine solche Debatte uns allen den Spiegel vorhalten würde und die tief in uns verankerte Angst vor (geistiger) Behinderung zutage fördern würde. Aber die Debatte wäre so wichtig für uns als Gesellschaft – denn nur so können Berührungsängste abgebaut werden – indem wir uns ihnen stellen. Wir als Gesellschaft werden nicht toleranter, diverser und inklusiver, wenn wir alles, was anders oder komplizierter scheint, von Anfang an verhindern. Und dessen sollten wir uns bewusst werden!
Im Zusammenhang mit dem NIPT habe ich mir daher vorgestellt, wir würden in einer Welt leben, in der das vorherrschende Narrativ zu Trisomie 21 positiver ist. Es sollte nichts beschönigt oder durch die rosa-rote Brille gesehen werden, dennoch kann eine Diagnose doch begleitet werden von ermutigenden Worten. …vielleicht in etwa so: „Herzlichen Glückwunsch! Der Test hat bestätigt, dass Sie einen Jungen erwarten werden und außerdem wird er das Down-Syndrom haben. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich jetzt fühlen, als würde Ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist völlig normal! So geht es fast allen Frauen. Ich schlage vor Sie nehmen sich jetzt erstmal Zeit und Ruhe um diese Nachricht zu verarbeiten. Und dann bekommen Sie von mir alle Informationen zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten aus der Umgebung. Machen Sie sich keine Sorgen! Wir sind eine starke Gesellschaft, wir leben im 21. Jahrhundert – alles wird gut! – Ich bin für Sie und all‘ Ihre Fragen da! Und ansonsten sehen wir uns spätestens in 4 Wochen zur nächsten Vorsorgeuntersuchung.“ Mehr lesen …
Mutter mit herausforderndem Verhalten
Vermutlich bin ich eine Mutter mit herausforderndem Verhalten. Und vermutlich geht Inklusion auch (leider) nicht ohne, dass die Betroffenen (deren Angehörige) ihre Umwelt herausfordern, ihre Komfortzone zu verlassen, um Teilhabe tatsächlich möglich zu machen. Mehr lesen …
Wenn Kinder fragen
Irgendwann kommen sie, die Fragen anderer Kinder. Und dann ist man, ob wohl man weiß, dass der Tag kommen wird, einfach nicht vorbereitet.
„Warum macht Jona noch in die Windel? Er ist doch genauso alt wie ich.“ oder „Warum kann Jona noch nicht sprechen?“ oder „Warum ist Jona noch so klein?“ So oder ähnlich lauten die Fragen der Kinder unserer Freunde und Bekannten die gleich alt oder etwas älter sind als Jona. Ich weiß, dass unsere Freunde auch nach Worten suchen, um ihren Kinder bestmöglich diese schwere Frage kindgerecht zu beantworten. Ja, auch ich habe auf diese Kinderfragen keine spontanen Antworten. Zum Glück wurden mir diese Fragen auch noch nie gestellt. Also habe ich einfach mal gefragt, was denn meine Freunde ihren Kids erzählt haben. Ich habe mir die Antworten angehört und lange nachgedacht – Und nee, dass was ich gehört habe, gefiel mir nicht! Das ist kein Vorwurf. Wie gesagt: ich hätte es nicht besser gemacht, wahrscheinlich sogar so schlechter.
Holland ist wunderschön!
Heute möchte ich euch eine sehr bewegende Geschichte vorstellen. Sie stammt von der Amerikanerin Emily Perl Kingsley und beschreibt die Erfahrung einer Mutter, die gerade ein Kind mit Down-Syndrom bekommen hat. Sie heißt „Willkommen in Holland“ und ist im Internet unter diesem Titel auf diversen Seiten zu finden. Ich habe sie kurz nach der Geburt meiner Tochter gelesen und finde, sie trifft mitten ins Herz!